CoVid-2019: "Moralkeule = Solidarität? Was mir jetzt wirklich hilft."

|   Gesundheitsmanagement

Stellen Sie sich vor, Sie sind OP-PatientIn: ICH bin Ihre Chefärztin, und mir passiert ein gefährlicher Fehler. Ist es jetzt hilfreich, wenn ich in panische, unkontrollierte Hektik verfalle im Versuch Ihr Leben zu schützen?

Wohl eher nicht. Panik versetzt unsere Körper in einen Alarmzustand, der nur „Flieh oder kämpf!“ zulässt. „Logik“ oder „Vernunft“ werden von unserem Gehirn nicht mehr abgerufen. Die aktuelle Folge? Menschen hamstern und prügeln sich um Klopapier.
Ja, ich musste dann auch schon dreimal tief durchatmen (hilft übrigens, wenn ernsthaft praktiziert, sehr gut!). Mit negativen Bewertungen oder Schuldzuweisungen, was im Normalzustand angemessenes Verhalten wäre, ist aber nun mal niemandem geholfen.
Die aktuelle Pandemielage IST ernst zu nehmen und eine globale Belastungsprobe.
Und Menschen gehen mit Stress eben sehr unterschiedlich um!

Solidarisch zu sein heißt dabei für mich: Achtsam auf mich selbst schauen, um dann fokussiert und effektiv - wie eine Chefärztin eben – anderen zu helfen.

Was hilft mir dabei?

-> Die  Beachtung offizieller Schutzmaßnahmen und Anweisungen,
z.B. hier: https://www.infektionsschutz.de/

-> Panik akzeptieren! 
Klingt paradox? Doch Angst ist für unseren Körper zunächst eine sinnvolle Schutzreaktion. Um mit Gefühlen wie Skepsis oder Zweifel umzugehen nehme ich erst mal an, dass sie da sind. Ich als junge Frau muss wenig Angst um mich haben - aber umso mehr um ältere oder kranke Angehörige. Außerdem sind wir alle empfänglich für die Stimmungen unserer Mitmenschen. Wenn wir wenigstens den „allgemeinen Panikzustand“ akzeptieren, können wir versuchen, uns vor negativen Verstärkern zu schützen, z.B.

-> Medienkonsum.
Ist es wirklich hilfreich jetzt ständig Nachrichten zu sehen, oder reicht es sich morgens und abends einmal zu informieren? Meine negativen Gedanken und Einstellungen werden über die heutige Medienlandschaft verstärkt – vielleicht geht es Ihnen auch so?

-> Gruppen.
Ja, wir benehmen uns nachweislich in Gruppen anders:
Die schockierten Eindrücke von den „Discounterschlachten“ sind nur ein gutes Beispiel dafür. Gruppeneffekte steigen in der Regel, je größer a) die Gruppe und b) der Stressfaktor ist.
Ich vermeide Menschenansammlungen also auch deshalb, weil sich gefühlte Bedrohungen tatsächlich vergrößern.

Was mir als Gesundheitsmanagerin besonders am Herzen liegt!

Spätestens im Falle von Ausgangssperren ist das menschliche Grundbedürfnis nach Nähe und sozialem Austausch bedroht und ein Risiko für hohe psychische Belastung. Dies betrifft vor allem Menschen, die allein leben! Der Fokus auf wenige Menschen in meinem direkten Umfeld erleichtert meinen Umgang mit Stress und unterstützt außerdem mein Gefühl von Kontrolle über die Situation. Wenn wir alle einen kleinen Beitrag leisten, indem wir versuchen Menschen im nächsten Umfeld zu unterstützen, kann sich  ein äußerst wirksamer Mechanismus in Gang setzen. Das  schützt vor  Vereinsamung und bremst trotzdem die Ausbreitung des Virus‘.  Hier helfen auch digitale Lösungen,  zb.  Telefon oder Videochat.

Aber Achtung: Ich desinfiziere jetzt mein Mobiltelefon! Das ist wirklich eine  große „Dreckschleuder“, die ich mir nur zu oft direkt ans Gesicht halte – Sie auch?
 
Passt auf euch auf und bleibt gesund!!

Für weitere Rückfragen, Gespräche zur Lage etc. stehe ich gerne im Rahmen der Möglichkeiten zur Verfügung. 

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PANIK: akzeptieren – und loslassen