Mama, wann sind wir denn endlich da?!

|   Gesundheitsmanagement

Warum es gesundheitsförderlich ist, jetzt nicht nur an die Zukunft zu denken.

Ja, wann ist sie denn nun endlich vorbei, diese Corona-Zeit?! Viele hängen gerade an verheißungsvollen Szenarien von der „Zeit danach“. Natürlich bin ich selbst nicht frei von solchen Gedanken. Und doch merke ich, wie ich als Gesundheitsmanagerin „gebetsmühlenartig“ in Telefonaten und Chats dazu anrege, im Hier und Jetzt zu bleiben. Ganz bewusst. „Vorfreude ist doch die schönste Freude!“ Doch geht es darum, um die Vorfreude? Was macht es in einer Krisenzeit mit meiner psychischen Gesundheit, wenn ich über Heute nur ächze und das Morgen verherrliche? 

Ich bin unzufrieden, weil „jetzt alles blöd ist.“

Hm. Gerade ist alles blöd oder „nicht so optimal“. Was ist denn optimal? Ich bin mir sicher, jeder von uns kann jetzt Dinge finden, die uns bereichern. Die einen vermissen ihre Familie, den anderen geht sie schon auf den Geist. Die einen arbeiten mehr als sonst, die anderen empfinden sich als nutzlos. Ich kann es blöd finden, dass ich die warme Sonne nicht ausnutzen kann - oder ich kann es toll finden, dass wenigstens das Wetter gut ist. Die Situation ist, wie sie ist? Ich sage: Ein Stück Wahrheit ist, was ich „wahr nehme“.  

Ich bin unzufrieden, weil ich mich jetzt hilflos fühle.

 „Man kann nichts machen, und hoffentlich wird’s bald besser.“ – Nun ja, hoffentlich. Und besser heißt ja erst mal „anders“. Es ist immer hypothetisch, was in der Zukunft passiert. Was jetzt ist, das ist real – und eine ganze Flut von Medien zeigt verzweifelt, was alles machbar ist. Es ist offenbar nicht das Gleiche, eine Situation zu akzeptieren oder sich ihr auszuliefern. Der berühmte Blick über den Tellerrand hilft auch hier. Nein, meine wirtschaftliche Existenz ist aktuell nicht bedroht. Ja, das ist beruhigend und dafür bin ich sehr dankbar. Und ich nutze diesen Moment, mich ganz bewusst in die Schuhe von anderen zu stellen. Was würde ich tun, wenn ich jetzt 12h am Tag arbeite, um zu helfen? Wenn ich mich sorgen müsste, meinen Job zu verlieren? Wie würde ich mich fühlen? Was würde mir helfen? Womit kann ich mich glücklich schätzen? Nicht die unmittelbare eigene Erfahrung, sondern die Haltung, die ich zur Lebenswelt anderer Menschen habe, macht mich demütig und gleichzeitig aktiv. Haltung schafft Gestaltung – und Solidarität.

Ich bin unzufrieden, weil ich jetzt traurig und unsicher bin.

Ich verstärke meine ungesunde Gedankenspirale, wenn iich meine negativen Gefühle nicht zu lassen will. Leiden und sich schlecht fühlen, gehört zum Mensch sein. Es ist völlig in Ordnung, jetzt Unsicherheit zu empfinden, Angst vor Ansteckung, Nervosität wegen Veränderung, Traurigkeit aufgrund verwehrter Pläne und Erfahrungen. Erst wenn ich diesen Gefühlen aufrichtig und respektvoll gegenübertrete, kann ich sie weiter ziehen lassen - und die Freude herein lassen, dass mir gleich beim nächsten Spaziergang die Sonne  die Nase kitzeln wird.

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Der Blick in die Ferne - Verloren oder zuversichtlich? (C) pixabay