#SELFlove.

Erstellt von Carmen Bösen | |   Gesundheitsmanagement

Selbstliebe oder Selbstfürsorge?

Als Gesundheitsmanagerin habe ich viel mit Trends zu tun - bin ja sozusagen selbst einer. Während der kleinen Blogpause im Juli und auch schon davor während der ersten Corona-Welle begegnete mir ständig ein Thema: Selbstliebe! Ist ein großes Ding im 21. Jahrhundert - und tatsächlich für die Gesundheit. 3 „FAQs“ – häufig gestellte Fragen. Von Freunden, Bekannten – und mir selbst.

 

 „Du sprichst immer von SelbstFÜRSORGE. Ist das jetzt das Gleiche wie Selbstliebe?“

„Naja. Ich finde ja, das klingt schon so anders. Wenn ich Selbstliebe höre, sitzt da schon der kleine Narzisst ganz aufgeregt auf meiner Schulter! Sprache ist so mächtig und wir assoziieren immer so fleißig. Ich mag den Begriff der Selbstfürsorge schon deshalb, weil es freundlicher, „gemäßigter“ klingt. Und die "Mäßigung" ist das Zauberwort, das die Fürsorge von der Liebe oder auch dem Egoismus abgrenzt. „Fürsorge“ bedeutet, dass ich mich zuwende: aufmerksam, freundlich, mit den besten Absichten. Weder über- noch untertrieben. Warum? Weil ich mich eben nicht sorgen, ängstigen, grämen möchte. Am Ende geht es um ein Gefühl. Die Liebe ist SO ein großes Gefühl, so ein großes Wort! Denk‘ doch mal an „elterliche LIEBE“ oder „elterliche FÜRSORGE“; was da für Gedanken aufkommen.  Mir fällt es leichter, über Möglichkeiten und Grenzen von Fürsorge, als über Liebe zu diskutieren."

„Selbstliebe jetzt in Pandemiezeiten – ist doch etwas unangebracht, oder?“  

„Ganz im Gegenteil! Der wesentliche Unterschied ist ja, dass wir stärker merken, was schon vor der "Krise" nicht gut funktioniert hat. Die Entschleunigung, die plötzliche Stille – oder aber auch die Skandale um Massentierhaltung. Plötzlich schien alles so – na so plötzlich eben, so akut. Die Emotionen sind immer noch außer Rand und Band und brauchen Ventile. „Liebe den Nächsten wie dich selbst“ – es ist ein Doppelgebot der Liebe, das uns sicherlich nicht umsonst als das höchste von allen auf den Weg gegeben wurde. Denn zwischen Selbst- und Nächstenliebe zu navigieren ist Tatsache immer ein großes Dilemma. Oder eine Aufgabe. Oder eine Chance - je nachdem wie wir dazu stehen. Bis ich mal da hin kam zu verstehen, dass ich auch immer wichtig sein darf und den anderen viel besser unterstützen kann, wenn es mir selbst gut geht – das dauerte. Und das zu akzeptieren, so grundsätzlich, ist ja nochmal eine ganz andere Nummer! Denn letztlich entscheiden wir natürlich in der Situation, was für uns stimmig ist und handeln entsprechend. Einmal Selbstfürsorge lernen klappt nicht. Ich muss mich mein Leben lang daran erinnern und lasse mich auch gerne erinnern, dass ich selbst und die anderen wichtig sind. Diese Pandemie war für mich zum Beispiel eine gute Erinnerung. Und ich kann natürlich akzeptieren, dass das nicht jeder so sieht.“

„Ist Selbstfürsorge also eher eine konkrete Handlung oder vielmehr eine Haltung?“

„Es ist immer beides. Meine Haltung bestimmt mein Handeln, und aus meinen Handlungen kann ich etwas für meine Haltung lernen. Viel interessanter finde ich – gerade spirituell gesehen – was vor der Haltung kommt. Das ist mein Bewusstsein. Viele Haltungen werden im Unterbewusstsein abgespult und oft können wir uns gar nicht erklären, wieso wir uns auf eine bestimmte Art und Weise verhalten. Alles fängt mit der Bewusstwerdung an - das ist das, was viele  auch beim Thema Achtsamkeit missverstehen. Ich kann mich dazu bringen zu essen ohne etwas anderes nebenher zu machen – was mir persönlich immer wieder echt schwer fällt. Ich kann einen Meditationsablauf lernen oder in der Kirche ein „Vater Unser“ aufsagen. Doch erst, wenn ich mir dessen bewusst bin, was ich da tue und vor allem warum, kann ich zulassen, dass es seine volle Wirkung entfaltet. Das Schöne finde ich daran: Bewusstwerdung ist ein lebenslanger Prozess. Und wir sind nie zu alt dafür.“ J

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Sich selbst erkennen.