Digitalstress – ViKo Overload? Mit Tipps gegen Kastenaugen-Prävention.

Erstellt von Carmen Bösen | |   Gesundheitsmanagement

Ich war irgendwie erschöpft und reizbar - aber eigentlich nicht müde, jedenfalls nicht körperlich. Der Rücken schmerzte, die Augen juckten.. Kennen Sie das? Darf ich vorstellen: Die "Zoom-Fatigue", zu deutsch "VIdeo-KOnferenz - Erschöpfung". Worum geht's und was hilft?

Kennen Sie diese Funktion „Bildschirmzeit“ bei Ihrem Smartphone? - Furchtbar. Schonungslos informiert mich  dieses kleine Ding, wie lange ich es pro Tag und Woche anstarre. Durch Corona verbringe ich wie viele weitere Menschen noch weitaus mehr Zeit an Bildschirmen. Digitale Konferenzen bereichern dabei unsere Zusammenarbeit, Information, Kommunikation, Inspiration. Doch sie kosten auch Energie, machen müde - und das Starren trocknet unsere Augen aus.


Und was stresst noch in "Vikos"? Das ist mir aufgefallen:


1.    Technische Komplikationen. Wenn ich analog einen Workshop halte und der Beamer springt nicht an – dann komme ich ins Schwitzen. Wenn die Technik hängt, rasen unsere Gefühle schnell von 0 auf 180.  Mit schlechten Internetverbindungen, mangelhafter Ausstattung und zahlreichen digitalen Tools, die wie Pilze aus dem Boden sprießen, brauchen wir für so manche ViKo besonders viel Geduld – mit uns, und mit anderen.  

2.    Ich mach‘ dann mal die Kamera aus. Bei einer analogen Veranstaltung müsste ich den Raum verlassen, um mich den Blicken der anderen zu entziehen. Bei Vikos braucht es dazu nur einen Klick - das  schafft Raum für Entspannung, oder eben Ablenkung. Ich kann eine selbstorganisierte Pause einlegen, aufstehen, mich strecken, frische Luft schnappen. Ich kann aber auch parallel Mails beantworten, telefonieren oder mich sogar in zwei Veranstaltungen gleichzeitig einloggen. Auch auf Präsensveranstaltungen schauen Menschen aufs Handy oder schreiben Mails – doch Vikos verleiten mehr denn je zum Non-Stop-Multitasking. Und das ist – Sie erraten es – anstrengend. Eine weitere Besonderheit bei Vikos ist, dass ich mich per Sprecheransicht quasi ständig selbst bewundern kann. Wer eitle Züge hat – wie ich, erwischt! – den entspannt das vielleicht sogar. Andere spannt es zusätzlich an.

Letzte Woche habe ich mich bei „Arbeitswelt konkret“, einem ökumenischen Angebot der Arbeitsstelle Bildung und Gesellschaft und dem Bistum Speyer, mit Kolleginnen und Kollegen über digitale Entspannung ausgetauscht. Die Tipps zur digitalen Selbstfürsorge sind in Kürze hier abrufbar (oder ganz unten am Ende dieses Beitrags als PDF!) – schaut mal rein, super Sache!


Als Gesundheitsmanagerin, die immer um eine ganzheitliche Perspektive bemüht ist, nehme ich außerdem diese Punkte mit – vielleicht ist das ja auch für Sie interessant?


    Ich konstatiere: Auch Vikos mögen Konferenzkultur!
Wie wird moderiert? Werden TeilnehmerInnen „abgeholt“, gibt es ein Aufwärmen, Zeit für persönlichen Austausch? Bei Treffen über 60min: Sind Biopausen, kleine Entspannungen oder auch „Energizer“ eingeplant? Raum für Körperwahrnehmung und Inhalte, die uns kognitiv wie emotional ansprechen, helfen bei der Sache zu bleiben.

Und ich bin überzeugt: Auch über Live-Videokonferenzen und sonstige Online-Formate ist ein Gemeinschaftsgefühl möglich! Gerade jetzt wird doch spürbar, wie wohltuend gemeinschaftliche Kultur sein kann.


•    Ich frage mich: Sind wir analog wirklich so entspannt?

Auch bei analogen Vorträgen und Veranstaltungen „lesen“ wir andere Menschen, werden angeschaut, produzieren Geräusche. Die Geruchsfunktion fällt allerdings weg (was auch Vorteile haben kann). Wir „starren“ auch im Präsens oft Präsentationen oder Personen an, und je nachdem wo wir im Raum sitzen, ist das mehr oder weniger anstrengend für unsere Sinne. Wir hören Menschen weniger gern zu, die wir nicht sympathisch finden. Ich beobachte Menschen, die anfangen mit den Beinen zu wackeln oder sich zu kratzen, weil ihr Körper ihnen signalisiert, dass sie nicht mehr sitzen sollten. Was können wir aus dem, was wir jetzt über Digitales diskutieren, möglicherweise auch fürs Analoge mitnehmen?


•    Ich bitte darum: Führung darf vorausgehen!

Weil Sie es können. Und noch besser: Weil Sie es dürfen! Sie dürfen nach 45min Videokonferenz eine Biopause benötigen. Sie dürfen kleine Mobilisationsbewegungen machen, damit Sie nach zwei Stunden nicht nur noch an ihren schmerzenden Rücken denken können. Sprechen Sie MitarbeiterInnen Mut zu, Impulse und Erfahrungen einzubringen - wie Führungskräfte sich verhalten, hat großen Einfluss auf MitarbeiterInnen.  Probieren Sie's in der nächsten Viko doch mal aus... :)

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Virtuelle Gemeinschaft - Wunschdenken oder Realität?