*HATSCHI* - "Gesundheit." - "Dank.. ääh, Entschuldigung!"

|   Gesundheitsmanagement

Wie sprechen wir über Gesundheit, welche Denkweise drücken wir damit aus? Und wie beeinflusst das unser Handeln? ...kommt Ihnen irgendwie bekannt vor?

Es muss jetzt Mitarbeiter*innen lauten. „Zum Mohren“ darf ein Restaurant nicht mehr heißen, und die Bezeichnung „Zigeunersauce“ ist schon lange in Verruf geraten: In in den aktuellen Gender- und Rassismusdebatten ist Sprachgebrauch ein hochaktuelles Politikum. Und es stimmt, Sprache beeinflusst, wie wir denken – auch wenn ich persönlich finde, dass der Gebrauch von Sprache, mündlich wie schriftlich, seine Grenzen hat. Doch wie denken und sprechen wir eigentlich über Gesundheit?

Ich habe diesen Sommer an zwei Projektwerkstätten der Resilienz-Initiative Pfalz teilgenommen, die genau diese Frage stellte. Dazu wurden im Vorfeld Denkweisen zu seelischer Gesundheit wissenschaftlich untersucht. Drei, wie ich finde, sehr wertvolle zentrale Ergebnisse möchte ich hier kurz persönlich kommentieren - vielleicht erkennen Sie ja etwas wieder?

1.    „Solange ich funktioniere und meinen Alltag meistern kann, bin ich nicht krank...“
...denn ich HABE einen Körper. Er ist ein Werkzeug, das zu funktionieren hat – egal, wie ich damit umgehe. Auch an ein Auto oder einen Computer stellen wir oft diesen Anspruch. Hier scheint es jedoch selbstverständlicher, dass ein Auto den richtigen Sprit braucht, getankt und gewartet wird – damit sich die Wahrscheinlichkeit, dass etwas kaputt geht, verringert. Auch ein PC braucht Updates und Virenschutz, damit er "läuft“ - und nur ein kleiner Fehler kann letztlich das ganze System lahmlegen. Wieso übertragen wir die Bedürfnisse einer Maschine nach Pflege und Fürsorge nicht konsequent, wenn wir so oft dieselbe Performance von unserem Körper erwarten? „Der läuft wie ein Uhrwerk!“ – und das läuft nur so lange wie „geschmiert“, bis irgendwo ein Zahnrädchen hakt oder die Schmiere fehlt („Gelenkschmiere“ gibt’s ganz genau so beim Menschen).
…und überhaupt: Wie klingt es für Sie nicht zu sagen, „ich habe einen Körper“, sondern „Ich BIN ein Körper (unter anderem)?“


2.    „Gesund sein heißt, dass ich nicht krank bin.“
Solange es regnet, scheint nicht die Sonne. Solange ich Pause mache, kann ich nicht arbeiten. Solange ich schlafe, bin ich nicht wach. - Gegenteile sind zwei Pole, die sich nie berühren? Stimmt nicht, wie die Beispiele zeigen. Manchmal können sie sehr wohl gleichzeitig stattfinden und es besteht immer eine Verbindung zwischen Ihnen, ist sie noch so klein. Der Pol Gesundheit wird gerne in Abhängigkeit vom Pol Krankheit definiert; es herrscht kein Gleichgewicht. Eine Konsequenz dieser Denke ist: Menschen, die chronisch krank sind, sind nie gesund. Ein Mensch mit einer Behinderung ist nie gesund. Und umgekehrt: Wer gesund ist, kann kein Leiden haben. Wer psychisch gesund ist, darf nichts zu meckern, keine Probleme haben! Ich überlasse es Ihnen zu entscheiden, wie viel Sinn diese Denke anhand dieser Beispiele für Sie macht - und wie limitierend sie auf die Handlungsspielräume und Erlebniswelten aller Menschen wirkt, nicht nur der genannten Personengruppen.
Meine persönliche Wahrheit dazu ist: Krankheit hat ihre Symptome, und psychische Gesundheit hat sie auch. Zum Beispiel: Optimismus, Freude und das subjektive Gefühl, glücklich zu sein.


3.    "(Psychische) Krankheiten kann ich vermeiden, wenn ich Risikofaktoren reduziere".
Wenn es um Gesundheit geht, liegt der Fokus oft auf Vermeidung: Vermeiden Sie diese und jene Bewegung, wenn Sie Schmerzen haben. Vermeiden Sie, dieses und jenes zu essen. Vermeiden Sie diese und jene Belastung. Jetzt mit Corona sehr populär: Vermeiden Sie Kontakte.
 
Die AHA-Regel ist hingegen seit Corona ein wunderbares Beispiel für einen Schutzfaktor: Was können wir, jeder und jede Einzelne, aktiv tun, um unsere Gesundheit zu schützen? Gerade für seelische Gesundheit gilt: Psychische Widerstandfähigkeit (Resilienz) ist erlernbar, für jeden und jede von uns, es ist eine Kompetenz. Doch „resilient, resilienter, am resilientesten“ gibt es nicht. Krisen und Schmerzen gehören zum Leben dazu und sind für persönliche Entwicklung gar unentbehrlich. Dies gilt es bei der Vermittlung von Resilienz zu würdigen - und spätestens dann ist Gesundheitskommunikation auch im Kontext des Betrieblichen Gesundheitsmanagements ein zentrales Thema.

 

 

 

 

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Gesundheit neu sprechen, um sie dann neu zu denken? Was braucht's?